Der Grenzübergang von Rumänien nach Bulgarien führt mich über die Donau. Die Grenze führt über eine alte Stahlbrücke, die jeweils nur eine Spur je Richtung besitzt. Während die Trucks eine lange Reihe bilden, versuchen einzelne Autos auf der Brücke zu überholen und fahren so lange im Gegenverkehr, bis ein Fahrzeug hupend von vorne kommt. Da die Trucks nur einen geringen Abstand von Fahrzeug zu Fahrzeug haben, ist für den überholenden Wagen nicht immer Platz zum Einscheren vorhanden. Gerne werden dann Radfahrer von der Straße gedrängt oder man blockiert gleich die ganze Fahrbahn. Nach zwei chaotischen Überholmanövern und drei freilaufenden Hunden erreiche ich souverän Bulgarien. Die Anfahrt zum buddhistischen Zentrum verläuft entspannt durch die Innenstadt von Ruse. Zum Zentrum gehört auch ein sehr schönes Literatur Cafe und ich trinke voller Zufriedenheit einen aromatischen Kaffee Latte.
Mein Zeitplan ist perfekt und am Abend beginnt bereits der erste “8th Karmapa Kurs” in Ruse mit einem öffentlichen Vortrag von Maxi Kukuvec und ihrem Mann. Die beiden Österreicher leiten die nächsten vier Tage den Kurs. Täglich gibt es bis zu vier Meditationssitzungen und weiterführende Erklärungen. Abends sitzen wir in der Gemeinschaftsküche und genießen die bulgarische Gastfreundschaft. Bei einem Glas Wein lerne ich auch Buddhisten aus dem 200 Kilometer entfernten Zentrum in Warna kennen. Ein sehr hilfreiche Bekanntschaft, wie sich später noch herausstellen wird. Die Meditationssitzungen waren kraftvoll und intensiv, aber auch hier kommt der Moment des Abschieds. Ich starte bei leichtem Regen in Richtung der Stadt Schumen. Die Strecke führt über Landstraßen und viele Höhenzüge. Am Ende des Tages schmerzen die Beine und ich belohne mich Abends mit einer Pizza und einem 1/4 Glas Rotwein.
Am nächsten Tag geht es weiter durch die hügelige Landschaft bis nach Warna. In der Innenstadt greift mich zur Begrüßung wieder ein Straßenköter an. Mittlerweile habe ich schon Übung mit diesen Hunden und dränge das Tier mit meinem Rad auf die Fahrbahn. Die Autofahrer hupen und der Hund verliert das Interesse an mir. Geht doch !!
Das buddhistische Zentrum liegt nur wenige Meter vom Strand entfernt und ich nutze das schöne Wetter für einen ersten Spaziergang am schwarzen Meer. Der Strand ist breit und gepflegt. Die Badesaison ist schon vorbei und so sind nur noch wenige Menschen am Wasser anzutreffen. Die meisten Gäste verweilen in den Strandbars und Restaurants mit ihren breiten Glasfassaden und einen schönen Blick auf das Meer.
Die Freunde aus Warna hatten mir bereits in Ruse einen Hausschlüssel für die Übernachtung im Zentrum gegeben. Uns so kann ich problemlos mein Rad und meine Packtaschen parken. Abends meditieren wir gemeinsam und sprechen über den weiteren Verlauf meiner Radreise. Der nächsten Anlaufpunkte sollten Istanbul und Athen sein. Doch es sollte am nächsten Tag anders kommen. In den letzten Tagen war mit aufgefallen, das die Kette sehr viel Spiel bekommen hat. Daher baute ich die hintere Radaufhängung aus und mußte mit Schrecken feststellen, dass ein Teil der Kettenspanner zerbrochen ist. Ich kontaktiere einen Fahrradladen in der Nähe, aber eine Reparatur der Titan Komponenten ist nicht möglich. Ich muss das Rad in Deutschland reparieren lassen.
Zusammen mit dem Fahrradhändler zerlegen wir das Fahrrad und verpacken es in einem großen Karton. Die Rückreise per Bus dauert 40 Stunden. Ein Freund bringt mich mit seinem Wagen direkt zum Busbahnhof von Warna. Eigentlich ist die Mitnahme von Fahrrädern verboten und es ist nicht sicher, ob ich überhaupt mitgenommen werde. Für mein Gepäck verlangt der Busfahrer 30 Euro extra. Natürlich ohne Quittung. Wir sind ja in Bulgarien. Während der Fahrt unterhalte ich mich mit freundlichen bulgarischen Pflegekräften, die gerade auf dem Weg zu ihren Kunden in Deutschland sind. In Serbien betreten Nachts Diebe den Bus während einer Pause und beklauen uns. Einer Frau fehlt nach dem Halt ihr Handy und mir meine Schlafmaske. Mein Bruder Andreas holt mich am Busbahnhof in Köln ab und wir fahren noch am selben Tag zum meinem Radhändler. Die Liste der Verschleißteile und Arbeitsaufgaben ist lang und füllt eine ganze DIN A4 Seite. Ich spüre schon im Ansatz: das wird nicht billig. Sich darüber ärgern? Schlechte Laune verbreiten? Würde das etwas ändern? Ich glaube nicht. Ich entscheide mich für gute Laune und verbringe zwei entspannte Wochen in Langerwehe. Am 16.11.2016 fliege ich dann nach St. Petersburg. Von dort ist Mitte Dezember der Weiterflug nach Indien geplant. Wenn ich Anfang Februar 2017 aus Indien zurückkomme, werde ich nach Athen fliegen. Dort gibt es zwei Optionen: ich kann mir mein Rad per Kurier nach Athen schicken lassen und weiter nach Italien, Frankreich und Spanien fahren oder ich fliege von Athen nach Köln und starte von dort aus in Richtung Frankreich, Spanien und Italien. Ich werde euch auf dem Laufenden halten.
Hallo Detlef,
ich wünsche dir entspannte Tage bei Andreas und Annette und alles Gute für deine witeren Pläne.
Liebe Grüße
Elvira
Lieber Detlef, du hast dich schon total verändert! Dein Gesicht ist deutlich entspannter und voller Lebensfreude, super. Abenteuer machen glücklich, oder? Ich freue mich schon auf den nächsten reisebericht!
LG Stefanie
Lieber Detlev, was Du auf Deiner Tour erlebst, lässt mich staunen!! Uiuiui, und ich habe großen Respekt davor, wie Du in kniffligen Situation spontan agierst…wow! – wir hier un Bochum hatten ein phantastisches Wochenende mit Diamantweglehrer Sax Cammarata aus Bologna, -er sagte “Glück sei eine Entscheidung “- passt ganz gut zu Deinem Bericht! Ganz viele liebe Grüße von der ganzen Sangha und take care! Birgit
Hallo Detlef,
auch weiterhin wünsche ich dir viel Spaß, Abenteuer und weniger Pannen.
Liebe Grüße
Annette