Wo Geschichte auf Zukunft trifft

Zurück zIMG_5477ur Natur: auf den 500 Kilometern von Vilnius ins Retreat Zentrum nach Kuchary in Polen, hatte ich beim Zelten oft Besuch von “wilden Tieren”. Gerne kommen Füchse in der Nacht an mein Zelt. Oder auch der “Klapperstorch” lässt sich gerne in meiner Nähe nieder. (Hoffentlich ist das kein ZIMG_5480eichen für die Zukunft). Mücken gibt es nur noch selten. Die Nächte sind klar und sehr dunkel, so dass die Sterne deutlich zu sehen sind. Nächte ohne künstliches Licht sind auch in Polen magisch.

In Kuchary herrscht die Ruhe nach dem Sturm. Als Lama Ole das Gebäude vor mehr als 30 Jahren das erste Mal gesehen hat, sagte er: “Das ist was wir brauchen. Hier werden wir arbeiten. IMG_5504Hier IMG_5486wird der Osten, den Westen treffen. Der Sommerkurs ist nun schon einige Wochen vorbei und von den 2.000 Teilnehmern sind nur noch 4 Personen dauerhaft im Zentrum. Ich bekomme sogar ein eigens Zimmer für die Übernachtung. IMG_5493Auf dem Gelände befinden sich zwei Stupas: eine Erleuchtungsstupa – eine Kleinere, erbaut 1990 und ein Wunder Stupa – sieben Meter hoch, aus Granit und eingeweiht von Lopön Tsechu Rinpoche im Jahr 2002. Ich umrunde die Wunder Stupa mehrfach und spreche dabei viele Wünsche für meine Freunde und die Familie aus. Neben der täglichen Meditation bleibt auch noch genügend Zeit für die Muse. Ich male einige Aquarell Bilder und lese viele buddhistische Texte.

Wie immer findet amIMG_5512 Abend die Kommunikation in der Küche statt. Interessante Gespräche runden die Tage ab und dann erfolgt der Aufbruch nach Warschau.

Es folgt ein kleiner Kulturschock. Von der ländlichen Idylle in die Hektik der Großstadt Warschau. Ein Besuch im Kulturpalast ist sehr zu empfehlen. Von der Aussichtsplattform auf 104 Metern hat man eine schöne Übersicht auf die Stadt. Der Kulturpalast war bei seiner Fertigstellung nach der Lomonossow-Universität das zweithöchste Gebäude Europas und ist bis heute das höchste in der Republik Polen. Think big ist auch die Grundhaltung für das buddhistische Zentrum: der Neubau wird nach fünf Jahren Bauzeit in ca. 6 Monaten fertig. IMG_5524Die Gebäude der Altstadt sind jedoch nicht so alt und historisch, wie es auf den ersten Blick erscheint. Bei Kriegsende 1945 lag die Stadt vollständig in Schutt und Asche. Bereits wenige Jahre später begann man mit dem detailgetreuen Wiederaufbau. Beeindruckende Bilder erhält man aus dieser Zeit bei einem Besuch des Museums für den Widerstand in Warschau. Heute besitzt die Stadt alle Annehmlichkeiten für Touristen: Gutes und deftiges Essen, preiswertes Bier und Shopping Center in vielen Variationen. Nicht zu vergessen ist das spezielle Softeis, das es in den kleinen Eisdielen zu kaufen gibt. Es ist besonders cremig und ein Genuss im Sommer.

“Detlef, wir fahren nach Łódź” so könnte ein alter Schlager lauten. Łódź ist nach Warschau und Krakau die drittgrößte Stadt des Landes. IMG_5605Das buddhistische Zentrum liegt in einer bürgerlichen Wohngegend. Die Aufnahme ist sehr freundlich und wir haben viel Spaß und gute Gespräche beim Abendessen. Viele Häuser sind rIMG_5614enoviert und in einem gutem Zustand. Das gilt allerdings nicht für die Straßen: zum zweiten Mal brechen mir Schrauben an meinen Packtaschen. das Kopfsteinpflaster und tiefe Schlaglöcher fordern ihren Tribute. Originale Ersatzteile sind nicht zu bekommen. Erst in Wien werde ich neue Teile per Post durch meinen Bruder erhalten (Danke, Andi).

In Częstochowa werde ich sehr herzlich empfangen. Die Stadt ist durch die Ikone der Schwarzen Madonna von Tschenstochau im Kloster Jasna Góra („Heller Berg“) weltweit bekannt. Das Marienbildnis wird von der polnischen Bevölkerung als nationales Symbol verehrt und ist jährlich Ziel von mehreren Millionen Pilgern. IMG_5629Da sind die Buddhisten in der Unterzahl. Nach der Abendmeditation auf den 16. Karmapa besuchen wir noch verschiedene Bierlokale. Zum Bier gibt es frisch zubereitete warme Baguettes. Eine polnische Spezialität und nicht mit dem französischen Vorbild zu verwechseln. Am nächsten Morgen geht es weiter in die Stadt Katowice.

Um Katowice gibt es reichhaltige Kohle- und Erzlagerstätten. Die Stadt ist einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte Polens, wobei die wirtschaftliche Bedeutung der Bergwerke und Schwerindustrie immer mehr zugunsten der Elektroindustrie und IMG_5693Informationstechnik abnimmt. Die MittgliedIMG_5691er der Sangha sind jung, freundlich und kommunikativ. Abends zeige ich einige Bilder von meiner Reise. Ich bekomme viele Ausflugstipps: Silesian Museum (Das Schlesische Museum ist nur wenige Monate alt und sehr informativ. Besonders die geschichtliche Entwicklung der Gegend ist beeindruckend und sehr umfassend dargestellt. IMG_5646Aber auch Kunstwerke aus unterschiedlichsten Richtungen und industrielle Schaustücke der Kohleindustrie finden ihren Platz), National Symphony Orchestra of the Polish Radio und die Bergwerksiedlung Nikiszowiec. Einmaliges Konzept zum Wohnen der Bergarbeiter um die Jahrhundertwende. Bis heute voll funktionsfähig. Diese Komposition aus kunstvollem Ziegelmauerwerk erinnert mich stark an ein Stück Heimat: Zeche Zollverein in Essen.

Nur 75 Kilometer entfernt, boomt der Tourismus in Krakau. Die Stadt wurde im 2.Weltkrieg nur leicht beschädigt. So sind noch heute viele Gebäude im Original erhalten. Der Marktplatz (Rynek Główny) ist der zentrale Anlaufpunkt in der Stadt und war einer der größten Plätze im Mittelalter. IMG_5680Es gibt unzählige Kirchen, die berühmten Tuchhallen, den Schloßberg und die Wavel Kathedrale in unmittelbarer Nähe. Kutschfahrten und Elektroautos (Bobby Cars) ringen um die Gunst der Kunden. Die Konzentration von Restaurants um den Marktplatz scheint die größte in Europa zu sein. Und alle Lokale sind voller hungriger und durstiger Touristen. Bier scheint hier beliebter als Wasser zu sein. Das Glas Bier 0,5 L für umgerechnet 1,20 Euro.

Mein letzter Tag in Polen führt mich an einen Ort des Grauens: auf dem Weg nach Frýdek-Místek in Tschechien besuche ich das Museum Ausschwitz Birkenau. Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war das größte deutsche Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus. Entsprechend grausam und unvorstellbar sind die Eindrücke. Es bleibt nur zu hoffen, das sich eine solche Tragödie nie wieder wiederholen kann.

 

8 Kommentare zu “Wo Geschichte auf Zukunft trifft

  1. Andrea Saatkamp

    Hallo Detlef, ich freu mich hier ein bisschen an deiner grossen Reise teilhaben zu können 🙂 kannst du mir bitte sagen ob das Foto nr. 12 die Sangha von Katovice darstellt? Das Bild mit dem Rollstuhlfahrer ;-))) Ihn haben wir im EC beim Sommerkurs kennengelernt und waren sehr beeindruckt davon WIE er das Tzeltlager am Berg meistert!! Das tollste aber war ein beibender Eindruck von der Party am Abreise Sonntag ;-)))))) Viele Leute haben mit ihm getanzt und zur Krönung wurde er samt Rollstuhl über der Menge weitergereicht… du weisst schon .. weie beim Stagediving 😉 ich hab das mit dem Handy festgehalten und würde die kleine Videoswquenz der grossen Mitfreude gern weiterleiten ;-))) Wenn du den namen weisst.. bitte gibt mir eine Mailadresse. Herzliche Grüsse aus München Andrea

    1. Detlef

      Hallo Andrea, ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut. Und Du hast recht mit deiner Vermutung: die Sangha mit dem Rollstuhlfahrer ist in Katowice. Meine Kontaktperson ist Leszek Ocap” . Er wird das Video bestimmt gerne weiterleiten. Viele liebe Grüße aus Brünn, Detlef

    1. Detlef

      Hallo Luki, schön von Dir zu hören. Tagestouren von 165 Kilometer verbrennen jede Menge Kalorien. Zur Not steige ich auf Kontaktlinsen um. Viele Grüße, Detlef

  2. Isolde Karla Noll

    Liebe Grüße aus der Heimat! Deine Berichte sind mir immer wieder eine Freude!
    Weiterhin gute und sichere Reise und viele gute Eindrücke! Ganz liebe Grüße
    von Isolde <3

  3. Claudia

    Das sind ja tolle Erlebnisse und Fotos, schön immer wieder daran teilhaben zu können?. Die Sanghas in Polen, möchte ich auch noch Mal besuchen, das sind bestimmt sehr aktive Zentren, geniesse Deine Tour weiterhin, bin schon auf die nächsten Berichte gespannt! LG aus Bremen

    1. Detlef

      Dieses Jahr schaffe ich es leider nicht mehr. Aber nächstes Jahr können wir von Bremen nach Krakau mit dem Rad fahren. Die 955 Kilometer radeln wir dann locker in zwei Wochen. LG aus Wien

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Translate »